englischer langbogen

 

Das Werkzeug: 
Eine grobe und eine feine Raspel, evtl. eine Ziehklinge bekommst Du im Baumarkt unter Malerbedarf. Ist nichts weiter als ein viereckiges Stück Stahlblech. Mit einer alten Feile oder einem Rundstahl wird an der Kante ein Grat angezogen. Damit kannst du dann feine Späne abschaben. Ein stabiles Messer geht aber auch. Tipp: Unter "Schweifhobel" findest du auf Dick.biz günstige Zieheisen. Dazu noch Schraubstock und Schleifpapier. Und einen Tillerstock. Aber dazu komme ich später.

 

 

Die Grundlagen:
Dein Rohling hat eine Vorder- und Rückseite. Die glatte vordere Seite wird "Bogenrücken" genannt. Der ist erst mal tabu. Dieser muss später die ganze Spannung aufnehmen und sollte keine Kratzer oder Kerben haben, weil der Bogen sonst an dieser Stelle bricht.

 

Die andere Seite mit der Griffverdickung ist der "Bauch". Hier wird  Holz weggenommen, damit sich der Bogen biegt. Außerdem hat der Bogen in der Mitte das "Griffstück" und zwei "Wurfarme", einen oberen und einen unteren. Der obere ist meist ca 10cm länger als der untere. Das hat damit zu tun, dass der Pfeil genau in der Mitte des Bogens liegen soll und deine Hand und damit der Griff genau unterhalb der Mitte ist. Damit ist der untere Arm etwas kürzer und muss geringfügig stärker sein als der längere obere, damit der Bogen am Schluss gleichmäßig zieht.

 

 

Los gehts!

 

 

Am besten spannst du den Bogen jetzt in den Schraubstock. Damit der Bogenrücken nicht beschädigt wird, leg zwischen Schraubstock und Rücken immer ein dünnes Brettchen oder ein Stück Teppich oder Leder als Schutz.

Nun fängst du an, vom Griffstück zum Ende hin mit der Raspel oder Zieheisen die Kanten  im Winkel von 45° abzuschrägen. Dabei sollten die senkrechten Seiten im Griffbereich noch etwa 1 cm und am Wurfarmende ca. 0,5 cm hoch sein.

 

 

 

Achte bitte darauf, dass alle Flächen gleichmäßig und eben sind und keine Wellen oder „Hügel + Täler“ entstehen.
Je genauer du jetzt arbeitest, desto weniger Arbeit hast du später. Wenn beide Bogenarme gleichmäßig bearbeitet sind, kannst du mit dem Abrunden der Kanten beginnen.
Das kannst du mit der feinen Raspel machen. Achte dabei darauf, dass die Rundung gleichmäßig ausfällt.

Am besten ab und zu mal die Bearbeitungsrichtung wechseln.
Bei diesem Arbeitsgang solltest du mit der feinen Raspel auch gleich die Spuren der groben Raspel beseitigen und eine möglichst gleichmäßige Oberfläche herausarbeiten.
Im Griffbereich werden die Kanten nur schwach abgerundet, damit der Bogen gut in der Hand liegt.

 


Um zu beurteilen, ob alle Linien gerade sind und um Unebenheiten zu erkennen, ist es hilfreich, den Bogen vor dem Spiegel zu betrachten. Der Spiegel als Hintergrund lässt die Konturen klarer hervortreten und du kannst Unregelmäßigkeiten besser erkennen. Diese mit einem Bleistift markieren und mit der feinen Raspel oder der Ziehklinge (ersatzweise ein stabiles Messer) begradigen.

Und immer dran denken. Wegraspeln geht schnell, aber draufraspeln ist unmöglich, was weg ist, ist weg. Deshalb langsam arbeiten und öfter mal kontrollieren.

Nun kannst du den ganzen Bogen mit 60er + 80er Schleifpapier einmal komplett schleifen. Auch den Rücken. Aber bitte vorher die Markierungen auf die Seite übertragen.
Dabei kannst du auch die beiden Kanten vom Rücken zum Bauch etwas brechen, aber nur so, dass keine scharfe Kante mehr bleibt.

Als nächstes werden an den Bogenenden die Kerben für die Sehne angebracht. Dazu brauchst du eine kleine runde Raspel mit einem Durchmesser von 3-4 mm. Die Kerbe sollte sich auf beiden Seiten mit einer Tiefe von etwa 3mm schräg nach unten ziehen  und auch auf den Rücken führen, dort sollte aber zwischen den Kerben noch 2-3 mm unverletzter Rücken bleiben.

Jetzt brauchst du eine Vorrichtung zum „Tillern“. Das ist der eigentliche Vorgang, bei dem aus einem Stück Holz ein Bogen entsteht. Dazu nimmst du am besten ein etwa 1m langes Kantholz 8x8, das du in den Schraubstock spannst oder an der Wand befestigst.

 

 

 

Das bekommt aus 2 stabilen Brettchen, am besten aus 20 mm starkem Schichtleimholz zwei „Backen als Aufnahme für den Bogen. Und im Abstand von 10 cm stabile Nägel oder Schrauben, in denen du die Sehne für den Bogen einhängen kannst. Nimm eine feste Schnur (z.B. 2 mm Nylon aus dem Baumarkt) und mache 2 Schlaufen in die Enden. Die Schnur sollte etwa 30 cm länger als dein Bogen sein. Hänge den Bogen mit der Mitte (Markierung!!!) in die Aufnahme und ziehe die Sehne soweit, dass sich der Bogen leicht!! biegt. Beobachte dabei, welche Stellen an den Wurfarmen sich schon biegen und welche noch steif bleiben, wo der Bogen also schon „arbeitet“.

 

 Das siehst du am besten indem du mehrmals vorsichtig an der Sehne ziehst und den Bogen dabei beobachtest. Markiere die steifen Stellen mit dem Bleistift und nimm dort mit der Ziehklinge vorsichtig etwas Holz weg (immer nur ein paar Späne). Wenn du den Bogen an diesen Stellen genauer anschaust, wirst du feststellen, dass meist dort die Rundung noch nicht gleichmässig ist oder er noch eine kleine Verdickung hat. Das kann manchmal nur ein halber Millimeter sein. Wiederhole diesen Vorgang, bis du zufrieden bist. Danach kannst du den Bogen etwas stärker spannen, also zum nächsten Nagel weiterziehen. 
Aber nicht in einem Zug bis zum nächsten Punkt ziehen, sondern erst einen Zentimeter weiter, dann noch einen, also etwas „pumpen“, damit sich das Holz langsam an die höhere Belastung gewöhnen kann. Das ist ein Arbeitsschritt, der viel Geduld braucht. Je mehr Zeit du dir dafür nimmst, desto länger hast du später Spass an deinem Bogen.


Wenn er sich dann am Schluss ganz gleichmässig biegt, wird er gründlich geschliffen, bis Körnung 200. Dann mit einem feuchten Lappen abreiben, dabei stellen sich die feinen Fasern auf, und dann noch mal mit der letzten Körnung schleifen, evtl. mit feiner Stahlwolle polieren.
Danach kannst du dein Prachtstück ölen, z.B. mit Leinöl oder einem anderen Holzöl.